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Politics : Formerly About Advanced Micro Devices

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To: Cirruslvr who wrote (65571)7/15/1999 4:00:00 PM
From: Jens M. Ottow  Read Replies (2) of 1573429
 
For all friends of the German language:
This article is from the latest number of German business magazine Wirtschaftswoche

Schlappe für Intel
Erstmals baut AMD einen schnelleren Prozessor als der Marktführer. Mit einer Taktfrequenz von 600 Megahertz läßt der Athlon jeden Pentium hinter sich.

In seiner Jugend träumte Jerry Sanders III. davon, Schauspieler zu werden. Doch dann gründete er gemeinsam mit einigen Arbeitskollegen 1969 im kalifornischen Silicon Valley den Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) und baute ihn zum schärfsten Konkurrenten von Marktführer Intel aus.

Sanders hat seine Entscheidung nicht bereut. Denn bei AMD ist er Regisseur und Schauspieler zugleich. Der charismatische Firmenchef, der gern mit Hollywood-Größen Partys feiert und in der Nähe von Beverly Hills wohnt, inszeniert mit viel Gespür für Dramaturgie alljährlich die Schlacht um die Vorherrschaft auf dem Markt für Mikroprozessoren: AMD in der Rolle des David, der den mächtigen Goliath Intel herausfordert.

Lange Zeit blieb David erfolglos, dieses Mal jedoch scheint er wie in der biblischen Parabel den Sieg davonzutragen. „Erstmals in der Geschichte der Computerindustrie führt AMD den Wettbewerb an“, verkündet Sanders stolz. Den Kaliforniern ist es gelungen, einen Chip zu entwickeln, der schneller ist als die aktuellen Hochleistungsprozessoren Pentium III von Intel. Eine Schlappe für den Marktführer, der bislang immer das Tempo vorgegeben hatte.

Der mit bis zu 600 Megahertz (MHz) getaktete Athlon-Prozessor soll vor allem grafische Anwendungen etwa in Spielesoftware oder Konstruktionsprogrammen enorm beschleunigen. Nach Angaben von AMD erledigt der Athlon-Prozessor zum Beispiel 3D-Anwendungen fast 50 Prozent flinker als der derzeit leistungsfähigste Pentium-III-Chip. „Das ist nur ein Pluspunkt“, lobt Thomas Pabst, Gründer und Chef von „Toms Hardware Guide“, einem in der Chipszene einflußreichen Online-Magazin, das den Prozessor gerade testet.

Momentan werden die ersten Athlon-Prozessoren an Computerhersteller wie IBM, Gateway 2000, Compaq und Hewlett-Packard ausgeliefert. Die Geräte sollen in den USA Ende August für Preise zwischen 1200 und 2500 Dollar in den Handel kommen.

Der Marktführer muß dem Treiben des kleinen David hilflos zusehen. Vorerst kann Intel die AMD-Attacke nicht erwidern. Wegen Produktionsproblemen mußte das Unternehmen die Vorstellung seiner neuen Prozessorgeneration mit dem Codenamen Coppermine auf November dieses Jahres verschieben. Um nicht ganz ohne Trumpf dazustehen, hat Intel die aktuelle Pentium-III-Baureihe überarbeitet und auf eine höhere Taktrate von 600 MHz getrimmt. „Der Chip kommt in den nächsten Wochen auf den Markt“, kündigt Heiner Genzken von Intel Deutschland an. „Unsere Entwickler waren erstaunt, was sich aus der gegenwärtigen Generation noch alles herausholen ließ.“

Nicht genug jedoch, um der jüngsten AMD-Kreation das Wasser zu reichen. „Die schnellsten Personalcomputer werden bis auf weiteres auf AMD-Prozessoren basieren“, beobachtet Nathan Brookwood, Gründer des Marktforschungsunternehmens Insight 64. „Wenn AMD die Produktion in den Griff bekommt, könnte das Unternehmen diese Position bis Anfang 2000 behalten“.

Das ließe den Kaliforniern genügend Zeit, um in dem extrem schnellebigen Geschäft mit Hochleistungsprozessoren endlich einmal ordentlich Geld zu verdienen. Bitter nötig haben sie es. Die aggressiven Preisschlachten mit Intel in der Vergangenheit haben das Unternehmen an den Rand des Ruins getrieben. (Aktuelle Quartalszahlen)

Sanders hatte versucht, den Konkurrenten Intel mit Schleuderpreisen zuzusetzen. Zunächst mit Erfolg: Immer mehr Computerhersteller wie Compaq, Hewlett-Packard, Packard Bell, NEC, Toshiba und IBM griffen auf die preiswerten AMD K6-Prozessoren zurück. Rasch eroberte AMD Marktanteile. Im Herbst 1998 steckte bereits in rund jedem zweiten Computer unter 1000 Dollar ein AMD-Chip.

Doch Intel konterte. Im April 1998 brachte der Marktführer mit dem Celeron eine spezielle Prozessorreihe für Billigcomputer heraus, mit der er die AMD-Preise noch unterbot. Intel finanzierte den Kampfpreis mit den satten Gewinnen aus dem Verkauf seiner Premium-Prozessoren Pentium II und III.

AMDs Versuch, mit einem leistungsfähigeren Prozessor zu antworten, schlug fehl. Bei dem Bemühen, das letzte aus dem K6-Prozessor herauszuholen, kamen die die AMD-Entwickler nicht schnell genug voran. Fast ein halbes Jahr hatte AMD mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Folge: Viele Kunden wanderten verärgert zu Intel ab.

Als AMD wieder liefern konnte, war die Nachfrage eingebrochen. Mehr als ein Drittel der sechs Millionen produzierten Prozessoren blieb in den Fabriken liegen. Und die verkauften 3,7 Millionen konnte AMD nur zu jämmerlichen Preisen losschlagen. Der durchschnittliche Verkaufserlös sank unter 70 Dollar. Erst ein Verkaufspreis von 100 Dollar je Chip hätte Gewinne gebracht.

Vom Athlon-Prozessor erhofft AMD sich jetzt den Umschwung. Verkaufspreisen von 400 bis 700 Dollar sollen auskömmliche Profite sichern. Voraussetzung ist, daß sich die Panne vom Vorjahr nicht wiederholt und AMD die neuen superschnellen Prozessoren von Anfang an in ausreichender Stückzahl liefern kann. Um alle Risiken auszuschließen, hat Sanders die Produktionskapazitäten im texanischen Werk Austin, wo Athlon zunächst gefertigt wird, kräftig ausgebaut. Ab Ende des Jahres soll auch das Werk in Dresden, in das AMD bislang etwa drei Milliarden Mark investiert hat, den Hochleistungschip herstellen. Die sächsische Fabrik gilt innerhalb des Unternehmens in punkto Qualität als erste Adresse.

Abzuwarten bleibt, ob die Nachfrage so groß wird wie Sanders hofft. Denn viele Anwender finden die Rechenleistung ihrer Billigcomputer völlig ausreichend, was den Bedarf an Hochleistungschips schmälert. Außerdem fehlt noch die Software, die die Leistung des Athlon voll ausnutzt. „Warum sollten die Käufer also viel Geld die Rechenpower eines Athlon ausgeben“, zweifelt Kai Schmerer, Technischer Direktor bei der Computerfachzeitschrift „PC Professionell“.

AMD-Chef Sanders tut solche Einwände ab. Die Software werde bald kommen. Insgeheim rechnet er mit indirekter Schützenhilfe des ewigen Rivalen Intel, der für seine nächste Prozessorgeneration ebenfalls auf leistungsfähigere Programme drängt.

Aber selbst dann bleibt nur kurze Zeit für Sanders zum Durchatmen. Spätestens wenn Intel im November dieses Jahres seinen Coppermine-Prozessor auf den Markt wirft, wird die nächste Runde in der ewigen Schlacht Intel gegen AMD eingeläutet. Es ist die erste Prozessorgeneration, bei der die Aluminiumverbindungen durch sehr leitfähiges Kupfer ersetzt werden. Vorteil: Der Chip kommt mit geringeren Stromspannungen aus und heizt sich deshalb weniger auf. Dadurch kann die Taktrate erhöht werden.

AMD-Chef Sanders sieht der Intel-Attacke gelassen entgegen. Der Wechsel zur Kupferverdrahtung und 0,18 Mikrometer-Stukturen statt der herkömmlichen 0,25 Mikrometer ist auch für den Athlon eingeplant. Im Dresdner Werk soll er zu Produktionsbeginn mit dieser Technologie vom Band laufen. Hans Deppe, Geschäftsführer der Dresdner AMD-Fabrik peilt schon die nächste magische Schwelle an – eine Taktrate von 1000 MHz. „Wir halten das im nächsten Jahr für realistisch.“ Geht die Planung auf, wächst AMD aus der Rolle des David heraus.

MICHAEL KRÖGER/MATTHIAS HOHENSEE/SILICON VALLEY

Jens

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