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Pastimes : Clown-Free Zone... sorry, no clowns allowed

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To: Haim R. Branisteanu who wrote (166694)5/19/2002 3:44:56 PM
From: Haim R. Branisteanu  Read Replies (1) of 436258
 
Schwacher Dollar lockt Investoren
Amerikas Wirtschaft hat Probleme, der Greenback gibt nach. Welche Aktien können von einer harten europäischen Währung profitieren?
welt.de
Montage: WamS
Von Frank Stocker
Frankfurt - Bilanzierungstricks, steigendes Haushaltsdefizit, schwächelndes Wachstum - die Wirtschaftslokomotive USA kommt ins Stottern. Die Devisenmärkte reagierten umgehend. Der Dollar verlor gegenüber dem Euro in den vergangenen Wochen über fünf Prozent seines Wertes. Und das könnte erst der Anfang für eine regelrechte Aufholjagd sein. Die Deutsche Bank sieht innerhalb der nächsten zwölf Monate wieder die Wechselkursparität zwischen Euro und Dollar am Horizont. Martin Gilles von WestLB Panmure geht sogar noch weiter. "Eine Korrektur der Dollar-Überbewertung - auch mit Kursen, die deutlich oberhalb der Parität liegen - ist aus unserer Sicht auf mittlere Sicht unausweichlich", glaubt er.

Schon einmal endete eine massive Überbewertung des Dollar in einem dramatischen Kursverfall. Anfang März 1985 lag der Dollar-Kurs bei 3,47 Mark. Nur zwölf Monate später hatte er über 50 Prozent seines Werts verloren.

Auch wenn noch nichts auf eine solch massive Abwertung hindeutet: Für Anleger wird es immer unattraktiver, auf amerikanische Aktien und Anleihen zu setzen. Bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen ist der einstige Renditevorsprung gegenüber europäischen Bonds schon dahin. Amerikanische Aktien dürften sogar doppelt unter einem schwächeren Dollar leiden. Einerseits drückt der Umtauschkurs auf die Rendite. Zum anderen kommen die Kurse der US-Aktien unter Druck, je mehr ausländische Anleger sich zurückziehen. Derzeit sind rund elf Prozent der amerikanischen Aktien in ausländischem Besitz.

Der Kapitalfluss hat sich schon umgekehrt. Es werden wieder mehr Anlagegelder von außerhalb im Euroraum investiert als von hier abfließen. "Wenn der Dollarkurs noch schwächer wird, könnte sich der Zufluss an Aktienkapital nach Europa noch verstärken", glaubt Robert Buckland von SchroderSalomonSmithBarney.

Das ist gut für die Kurse europäischer Aktien - aber nicht für alle. Denn der schwächere Dollar wirkt sich auch auf Umsatz und Gewinn der europäischen Unternehmen aus. Im Durchschnitt setzen sie heute jeden fünften Euro in den USA um.

Einige Branchen sind jedoch stärker betroffen als andere. So macht die Healthcare-Industrie etwa 40 Prozent ihres Geschäfts in den USA. Andere exportintensive Sektoren, wie die Auto- und die Chemiebranche, leiden ebenfalls besonders unter einem schwächeren Dollar. "Autohersteller wie Porsche, die in Europa für den Verkauf in den USA produzieren, könnten negativ beeinflusst werden", so Analyst Buckland. Und auch die anderen Gewinner der letzten Jahre könnten Einbrüche erleiden. "BMW und VW würden den Druck wahrscheinlich am stärksten spüren", glaubt Andrew Garthwaite von Crédit Suisse First Boston. BMW erzielt rund 40 Prozent seines Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den USA, VW etwa 25 Prozent.

Zu den größten Verlierern würde der Airbus-Hersteller EADS gehören. "Eine Verschiebung des Euro-Dollar-Wechselkurses um zehn Prozent würde die Profitabilität von EADS bis 2005 halbieren", schätzt Garthwaite. Zudem ist das Unternehmen derzeit deutlich höher bewertet als der US-Konkurrent Boeing. Dafür bestünde dann kein Grund mehr.

Andrerseits können auch viele Unternehmen von dem schwächeren Dollar profitieren. "Fluglinien beispielsweise", meint Buckland. "Bei ihnen entfallen zwölf Prozent der operativen Kosten auf den Treibstoff, den sie in Dollar kaufen, während sie ihre Umsätze überwiegend in Euro machen." Allerdings gilt dies nur für die kleineren, regionalen Carrier. Bei British Airways oder KLM fallen dagegen schon mehr als 25 Prozent der Umsätze in Dollar an.

Auch andere Unternehmen, bei denen viele Kosten in Dollar anfallen, freuen sich über einen schwächeren Greenback. Michelin kauft beispielsweise 25 Prozent seiner Rohstoffe in Dollar ein. In der europäischen Stahlbranche sind rund 30 Prozent der Kosten betroffen.

Und auch die Deutsche Telekom könnte endlich mal wieder von einem Trend profitieren. Rund ein Drittel ihrer Schulden lauten auf Dollar. Fällt der Wert des Dollars, sinkt auch der Schuldenstand des Unternehmens - auf diese Weise könnte Ron Sommer vielleicht doch noch auf völlig ungeahnte Weise von seinem hohen Schuldenberg herunter kommen. Ähnlich ist es bei France Télécom, die rund ein Viertel ihrer Schulden in Dollar bedient. Auf der anderen Seite könnte es - trotz des sich verschlechternden Wechselkurses - interessant sein, auf die amerikanischen Gewinner einer Dollar-Abwertung zu setzen. Es liegt nahe, sich jene Branchen näher anzusehen, die besonders viel exportieren. An der Spitze stehen dabei neben der Energiebranche die Hersteller von Hardware und Software sowie Produzenten von Haushaltsgütern.

So logisch es klingt, auf diese Branchen zu setzen, so irreführend ist es dennoch. Andrew Garthwaite hat untersucht, welche Sektoren in Zeiten eines fallenden Dollarkurses in der Vergangenheit am meisten profitierten. Ganz oben standen dabei Pharma, Versicherer und Haushaltswarenhersteller. Die Software-Branche zeigte dagegen die zweitschlechteste Performance aller Sektoren. "Nicht der Dollar selbst, sondern die Umstände, die zum Verfall des Dollars führten - in anderen Worten die schwächeren Wachstumsaussichten - sind die Ursache für diese Sektorperformance", erklärt Garthwaite das Phänomen.

Unsicher bleibt natürlich, ob die Abwertung des Dollar wirklich weiter geht. Andrew Garthwaite ist davon überzeugt und nennt neben volkswirtschaftlichen Begründungen noch ein populärwissenschaftliches Argument: "Dem Big-Mac-Index zufolge ist der Dollar so überbewertet wie 1985." Dieser Indikator setzt die Preise des Hamburgers in verschiedenen Ländern miteinander in Beziehung und errechnet daraus einen theoretischen Wechselkurs. Schließlich sollte das weltweit standardisierte Produkt überall gleich viel wert sein. Aus der Abweichung vom wirklichen Wechselkurs ergibt sich dann die Über- oder Unterbewertung einer Währung. Und demnach ist der Dollar ganz klar überbewertet. Bleibt die große Frage: Kann ein Hackfleischbrötchen irren?
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